Kolumbien
Nach Ecuador stand mit Kolumbien das zweite südamerikanische Land auf unserer Liste. Leider musste Lovis aus persönlichen Gründen für gut eine Woche zurück nach Deutschland. In der Zeit habe ich das Vergnügen gehabt, mit Doro und Basti weiterreisen zu dürfen, die wir in Ecuador kennengelernt haben. Wir hatten richtiges Glück, dass die beiden sich in der Zeit um Alex gekümmert haben. Trotzdem konnten wir zusammen einiges in Kolumbien erleben, wie mehrmals zu einem Fußballspiel zu gehen (und die ganz andere Atmosphäre erleben zu dürfen), Medellín unsicher zu machen, die kolumbianische Küste zu erkunden oder zusammen tauchen zu gehen.
Ähnlich wie in Ecuador kommt die Bewertung der Barrierefreiheit in Kolumbien sehr darauf an, wo man sich im Land befindet. Auf der einen Seite gibt es Medellín, mittlerweile eine der beliebtesten Städte Südamerikas mit einer unglaublichen Geschichte. Mit ihrem barrierefreien Bahnsystem (das einzige im ganzen Land), lässt sich gut der öffentliche Verkehr nutzen, um von Punkt A nach B zu kommen. Nur das Betreten der Bahnstationen an sich, könnte noch ein wenig vereinfacht werden. Insgesamt können wir aus eigener Erfahrung sagen, dass Medellín recht barrierefrei ist, im Vergleich zu anderen Teilen Südamerikas. Es wird auch immer mehr zum Hub für junge Unternehmen und Start-Ups, wie auch MATT.Movilidad, welches als Ziel hat, die Stadt zugänglicher für behinderte Menschen zu machen. Mit dem Co-Founder, Simone, konnte Alex viel über das Thema Inklusion in Kolumbien sprechen. Dabei hat er festgestellt, dass es auch in Kolumbien noch viel Luft nach oben gibt, was die Barrierefreiheit und gesellschaftliche Wahrnehmung des Themas Behinderung angeht, gerade auch in ländlicheren Gebieten. Diese Gebiete haben wir beide auch nach Medellín noch ein wenig erkunden können. Die beliebten Touristenorte wie Palomino oder Minca sind so gut wie gar nicht barrierefrei. Kaum Rampen, steile oder sehr sandige, holprige Straßen, die sich auch schnell mal in ein Schlammbad verwandeln können, machen dort die Fortbewegung mit einem Rollstuhl nahezu unmöglich. Die Orte Santa Marta und Cartagena sind da schon wieder behindertenfreundlicher, wobei es auch hier noch deutlich Luft nach oben gibt, was Barrierefreiheit angeht. Was uns noch im Vergleich zu Ecuador aufgefallen ist, dass Alex dort immer einen Rabatt für so etwas wie lange Busfahrten oder Aktivitäten bekommen hat, dies aber in Kolumbien immer abgelehnt wurde.
Die Menschen hingegen wirkten noch offener und hilfsbereiter, als in Ecuador. Auch gerade in Medellín wird das Thema Inklusion öffentlich diskutiert und Hilfe anzubieten, wirkte ganz selbstverständlich. So waren wir in der berühmten Comuna 13 unterwegs, die an einem Hügel gelegen ist, weswegen alle Häuser nur über steile, schmale Treppen erreichbar sind. Da konnte Alex nicht alleine hochgetragen werden, also hat unser weiblicher Tourguide kurzerhand einen Zivilisten angesprochen, der dann schnell mit angepackt hat. Etwas ähnliches ist uns auch bei dem Einstieg in einen Bus passiert, der sehr steile Stufen hatte. Dabei ist man nicht selten ins Gespräch gekommen und hat sogar manchmal Nummern oder das Instagram Profil ausgetauscht. Auch in Kolumbien macht so die Hilfsbereitschaft und Offenheit die schlechten infrastrukturellen Bedingungen wieder ein Stück weit gut.
Wir hatten nicht die Zeit, um Kolumbien genauso intensiv bezüglich Barrierefreiheit und Inklusion zu begutachten wie Ecuador, haben aber insgesamt einen sehr ähnlichen Eindruck von beiden Ländern. Es sind beides tolle Reiseländer, bei denen man sich vorab als körperlich eingeschränkte Person genau überlegen sollte, wohin genau man reisen möchte.
Sehr schön geschrieben und spannend die regionalen Unterschiede kennenzulernen! Zwar war ich während meines einen Monats in Kolumbien recht stark an einen Ort gebunden, aber die unglaubliche Offenheit und Hilfsbereitschaft der Kolumbianer habe ich ganz genau so erlebt, wie ihr sie hier beschreibt! Egal wo, zu welcher Tageszeit oder welcher Situation, man konnte immer sehr schnell jemanden finden, der einem weitergeholfen hat - oder der jemanden kannte, der helfen konnte! Egal, welche Hürde es zu meistern gibt, sei es sprachlich, körperlich, gesundheitlich, finanziell oder kulturell, die Kolumbianer haben immer ein echtes Interesse daran, dass es den Mitmenschen gut geht. Hier waren für mich immer Kreativität, Warmherzigkeit und Lebensmut der Schlüssel, um sich niemals unterkriegen zu lassen - sehr bewundernswert, und für mich persönlich ein großes Vorbild!