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#5 - Alex, wie geht es dir?

Aktualisiert: 20. Jan. 2023


Nachdem Lovis in seinem Blogbeitrag vor drei Tagen beschrieben hat, wie es ihm geht, bin nun ich an der Reihe, meinen Gefühlen eine feste Form zu verleihen.


Wir sind nun 43 Tage unterwegs. Einerseits fühlt es sich so an, als wären wir erst gestern gestartet. Auf der anderen Seite haben wir schon so viel erlebt, dass es sich auch gleichzeitig wie eine halbe Ewigkeit anfühlt, wenn ich an die Zeit in Istanbul zurückdenke. In den ersten Wochen sind wir schnell gereist, zu schnell eigentlich. Nach gut 3 Wochen hatten wir schon 3 der 6 angestrebten Kontinente bereist, wobei man sagen muss, dass Europa und Asien schon allein durch den Besuch von Istanbul „abgehakt“ waren. Wie auch schon Lovis beschrieben hat, muss auch ich mir manchmal eine Minute nehmen, um zu realisieren, dass wir gerade auf der anderen Seite der Welt sind.


Nun zu meinen Gefühlen. Ich muss sagen, diese sind vielfältig. So bin ich sehr, sehr glücklich darüber, mich mit Lovis in dieses große unbekannte Abenteuer zu stürzen. Ich lerne jeden Tag dazu, sammle neue Erfahrungen und kann gewissermaßen meine Freiheit genießen. Dadurch, dass wir so schnell gereist sind und insgesamt so etwas großes machen, muss ich aber aufpassen, meine Dankbarkeit nicht zu verlieren. Meine Dankbarkeit gegenüber meiner Familie und Lovis, die mir diese Reise hier ermöglichen. Und auch gegenüber Dennis, meinem ehemaligen Kommilitonen und jetzigem Freund, der mich letztes Jahr einfach so nach Spanien für ein Auslandssemester mitgenommen hat, was mich erst auf die Idee gebracht hat, diese Weltreise zu machen.

Ich darf nicht vergessen, dass ich mich in einer äußerst privilegierten Lage befinde.

Wenn man nach den Sternen greift muss man aufpassen, nicht zu vergessen, auch die kleinen Dinge im Leben wertzuschätzen. Es geht darum, hier im Jetzt zu leben und nicht über die ganzen kommenden aufregenden Stationen nachzudenken.


Sydney hat mich bisher am meisten aufgewühlt. Der Ort, in den sich meine Eltern schon verliebt haben, hat es mir auch sehr angetan! Es war für uns auch der erste Ort, an dem wir ein wenig zur Ruhe kommen und die bisherige Zeit reflektieren konnten. Wir hatten die Zeit, an einem Ort anzukommen, was mir die Möglichkeit gegeben hat, mich emotional an Sydney zu binden. So sehr ich das Reisen liebe, hat mich Sydney an meine Zeit in Spanien erinnert. Mich daran erinnert, wie es ist, eine feste Clique in einem fremden Land zu haben, mit der man jedes Wochenende etwas unternimmt. Die Atmosphäre, dass hier junge Menschen aus aller Welt herkommen, um zu arbeiten, zu studieren und dabei die beste Zeit ihres Lebens zu haben, hat mich einfach gepackt. Ich wollte Teil dieser Atmosphäre werden, auch weil es mir hier eine junge Frau sehr angetan hat. So war der Aufenthalt in Sydney für mich großartig und gleichzeitig aufwühlend.

Das Thema Abschied nehmen und loslassen wird uns noch auf der gesamten Reise begleiten. Und ich bin ehrlich: ich habe es mir einfacher vorgestellt.


Insgesamt soll hier aber nicht der Eindruck entstehen, dass ich nur mit meinen Gefühlen zu kämpfen habe, das ist natürlich nicht der Fall. Es ist einfach großartig, so viele verschiedene Länder, Kulturen und Menschen kennenlernen zu dürfen. Ich merke jetzt schon, dass diese einjährige Reise mich nachhaltig prägen wird. Mein Weltbild hat sich, obwohl ich schon sehr viel gereist bin, in den letzten Monaten geändert, sowie meine Vorstellung von einer Tätigkeit nach dieser Weltreise.


Gerade merke ich, dass dieser Blogbeitrag zu lang wird, wenn ich noch auf weitere Gefühle eingehe, die vor allem auch Lovis und mich betreffen.

Also wird in Kürze noch ein zweiter Beitrag erscheinen, in dem ich das Miteinander von Lovis und mir näher beschreiben werde. Nun aber zu einem Tag, den auch Lovis in seinem Beitrag näher beschrieben hat.

Wir trauten uns in Sydney das erste Mal, für ein paar Stunden, getrennte Wege zu gehen. Auch mir hat das sehr gut getan, einfach mal meine Gedanken schweifen zu lassen, mein eigenes Tempo zu gehen und das zu machen, worauf auch wirklich nur ich Lust hatte. Um das aber auch in die Praxis umzusetzen, bin ich im Alltag auf andere Menschen angewiesen. Wo Lovis also weg war, mussten andere Menschen her. Zum Glück habe ich damit kein Problem, offen auf andere Menschen zuzugehen und diese um Hilfe zu bitten. Natürlich bin ich also zunächst in eine andere Richtung gelaufen als Lovis und hatte mir vorgenommen, durch die „Royal Botanic Gardens“ von Sydney zu spazieren. Dabei hatte ich die ganze Zeit eine 360 Grad Kamera an meinem Kopf befestigt, ich wurde also noch mehr als sonst beäugt.

Das "Ding" auf meinem Kopf ist die 360 Grad Kamera, mit der ich meinen Spaziergang durch Sydney gefilmt habe. Hätte ein sehr schönes Foto sein können!


Nach dem Motto „alles für den content“, habe ich dies aber gekonnt ignoriert. Zusätzlich hatte ich das Problem, dass ich die Kamera nicht alleine ein- und ausstellen konnte. Außerdem reichte die Speicherkapazität für die Kamera nur für 53 Minuten aus. Die Lösung sah so aus, dass ich immer wieder fremde Menschen darauf ansprechen musste, ob sie mir die Kamera entweder an oder ausstellen können. „Da oben ist so ein schwarzer Kreis, könnten Sie vielleicht den ein oder zweimal drücken? Und ich kann Sie auch gerne aus dem Video rausschneiden, sollte ich das Videomaterial online stellen.“

Philipp und Ivan haben mir netterweise die Treppe zum Botanischen Garten hochgeholfen!


Zuerst traf es zwei australische sportliche Männer, die ich mir dafür ausgespäht hatte, mich die Treppe zum Botanischen Garten hochzutragen. Denn schließlich wollte ich ja dahin. Also trugen sie mich gemeinsam die Treppe hoch, nachdem ich ihnen erklärt hatte, wie wir das am besten anstellen. Als sie mich fragten: „Wie kommst du denn da wieder runter?“, musste ich kurz lachen und sagte dann:


Weiß ich nicht, muss ich wohl andere Menschen ansprechen!

Nach dieser Bekanntschaft habe ich noch andere nette Menschen getroffen, unter anderem wurde mir ein Bier kostenlos angeboten oder mir dabei geholfen, Wasser zu trinken. Lovis und ich wollten dann telefonieren, um zu besprechen, wann und wo wir uns wieder treffen. Das Problem war: Ich hatte nur mein eigenes Handy dabei, somit kein Internet und nur im absoluten Notfall die Möglichkeit, total überteuerte Telefonate zu führen. Also hieß es für mich, an Hotspots von fremden Menschen heranzukommen, was mir dann doch wieder ganz gut gelungen ist. Lovis und ich hatten uns entschieden. uns wieder am Bondi Beach abends zu treffen. Der Tag lief so gut, dass ich sogar vorschlug, alleine dort hinzukommen. Also, erstmal wieder alleine laufen und dann zwei verschiedene Busse in einem fremden Land nehmen, etwas, was ich mich vor gar nicht so langer Zeit nicht getraut hätte. Doch hat es sich als kein Problem herausgestellt, beide Busfahrer und auch Passanten haben mir beide Male sofort geholfen. Schon wieder hatte ich neue nette Menschen kennengelernt.


Ein solcher Tag gibt mir ein unendliches Gefühl von Freiheit, eines der schönsten Gefühle, die es für mich gibt.




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